Begleitet von einem Team von Raumfahrt-Experten nimmt der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner das Projekt Red Bull Stratos wieder in Angriff. Er hat sich zum Ziel gesetzt aus über 36.000 Meter von einem Stratosphärenballon ab zu springen um einen bahnbrechenden Rekord im freien Fall aufzustellen. Baumgartner will als erster Mensch ohne den Schutz durch ein Fluggerät die Schallgeschwindigkeit durchbrechen und gleichzeitig noch nie da gewesene Daten für Medizin und Wissenschaft liefern. Nach der Bewährungsprobe in einem komplexen Druckkammertest in Texas erfolgt jetzt in Roswell, New Mexico der Startschuss zur entscheidenden Phase.
ROSWELL, New Mexico (Vereinigte Staaten). Das Red-Bull-Stratos-Team befindet sich in den finalen Vorbereitungen, um den 52 Jahre alten Rekord von Colonel Joe Kittinger zu brechen. Dessen Projekt „Excelsior III“ aus rund 31.000 Metern Höhe schrieb 1960 Geschichte. Joe Kittinger ist seit Beginn Berater des Projektes und steht dem 41-jährigen Athleten aus Österreich als entscheidender Mentor zur Seite.
Felix Baumgartner hat bereits an vielen Hotspots dieser Erde Basejumps absolviert, wie zum Beispiel vom World-Financial Center T101 in Taipei, einst das höchste Gebäude der Welt. Auch der bisher niedrigste B.A.S.E jump der Geschichte, jener von der Christusstatue in Rio de Janeiro, geht auf das Konto des Österreichers. 2003 überflog er mit einem Carbon-Flügel am Körper als erster Mensch den Ärmelkanal im freien Fall.
Der Sprung vom Randes des Weltalls ist aber selbst für Baumgartner der Eintritt in eine ganz neue Dimenson. Das Team aus führenden Technikern und Wissenschaftlern hat sich fünf Jahre lang der Entwicklung von Ausrüstung und Sicherheitsprotokollen gewidmet, um diesen Grenzgang zu ermöglichen. Red Bull Stratos soll gleich vier Rekorde auf einmal brechen, die bereits seit über fünfzig Jahren bestehen: Den höchsten bemannten Ballonflug (36.000 Meter), den höchsten Absprung, das Erreichen der Überschallgeschwindigkeit im freien Fall und den am längsten dauernden freien Fall (ungefähr 5:30 Minuten).
Das Team wird ihre neu gewonnenen Erkenntnisse im Bereich Luft- und Raumfahrt Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zur Verfügung stellen. Kittingers „Excelsior III“-Misson half einst, die Forschung nach mehr Sicherheit für den Menschen in einer Umgebung nahe des Weltraumes voranzutreiben und die Entwicklung von Weltraumanzügen zu verbessern. In dieser Mission werden physikalische Grenzen neu definiert. Das Team will Fortschritte im medizinisch-wissenschaftlichen Bereich erzielen und im Anschluss so zum Verstehen rund um das Überleben im Weltraum beitragen.
Für Baumgartner bedeutet das Projekt weit mehr, als bloß Rekorde zu brechen: „Es geht darum, Pionierarbeit zu leisten. Vielleicht werden Menschen in Zukunft einmal daran denken, dass es Felix Baumgartner und das Red-Bull-Stratos-Team waren, die geholfen haben, den Anzug zu entwickeln, den sie gerade tragen. Wir wollen der Nachwelt etwas hinterlassen.”
Der medizinische Direktor von Red Bull Stratos, Dr. Jonathan Clark, ehemaliger Crew-Chirurg bei sechs Spaceshuttle-Flügen, möchte mit dem Sprung Beschleunigungs-Effekte am menschlichen Körper bei Überschallgeschwindigkeit erforschen: „Wir setzen neue Maßstäbe in der Luftfahrt. Niemand hat bisher ohne den Schutz eines technischen Gerätes die Schallgeschwindigkeit durchbrochen. Red Bull Stratos testet neue Ausrüstung und entwickelt Abläufe für den Aufenthalt in großen Höhen und bei sehr schneller Beschleunigung. So soll die Sicherheit für Raumfahrt-Profis und potentielle Weltraum-Touristen erhöht werden.“
Art Thompson, ein Ingenieur, der den B-2 Stealth-Bomber mitentwickelte, und technischer Direktor bei Red Bull Stratos, führte jüngst mit dem Team einen Druckkammer-Test in der Brooks-City-Base in Texas durch. Es gelang einen vollständigen Durchlauf des Fluges in einer Druckkammer zu simulieren: „Der Test in der Kammer war ein entscheidender Augenblick für uns. Es ist die dichteste Annäherung an Bedingungen in Weltraum-Nähe ohne die Erde zu verlassen. Wir konnten unser Equipment verifizieren und können nun die ersten bemannten Tests planen“, kommentierte Thompson.
Beim Test wurde Baumgartner den extremen menschenfeindlichen Bedingungen, in einer simulierten Höhe von knapp 37.000 Metern, ausgesetzt. Während des dreistündigen Aufstiegs, bei dem zeitweise bis zu minus 70 Grad herrschten, hatte er die Möglichkeit die komplexe Steuerung der Kapsel, den Ausstieg und eventuelle Notverfahren zu trainieren. „Dieser Test war enorm wichtig für unser Selbstvertrauen, der Erfolg gibt uns Mut auch zukünftige Herausforderungen zu lösen“, so Baumgartner.
Die Mission wird in Roswell (New Mexico) statt finden, weil die Wetterbedingungen dort günstig sind. Das Gebiet ist spärlich bevölkert, Infrastruktur für Ballonfahrten wie diese vorhanden und auch, weil es in der Nähe des Ortes ist, wo Joe Kittinger seinen historischen Sprung absolviert hat.
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