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EinsExtra: Die Sturmflut 29.10.2011

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Logbuch einer Katastrophe – Thema: Deutsche Katastrophen

Flutopfer, Polizeikräfte, Rot-Kreuz-Helfer, Wetterexperten sowie der damalige Hamburger Innensenator und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt beschreiben rückblickend ihre Eindrücke der Hamburger Sturmflut.

20 Zeitzeugen mit sehr unterschiedlichen Erlebnissen beschreiben das Chaos, die Hilflosigkeit, das Elend in dieser Nacht.

Es geschah vor fast 50 Jahren, am 16. Februar 1962. Schon seit Tagen braut sich auf hoher See ein gigantisches Unwetter zusammen. Riesige Wassermassen werden von heftigen Stürmen gegen die Nordseeküste getrieben. Sturmwarnung, Orkanwarnung, immer dramatischere Hochwasservorhersagen. Die Deichverbände gehen in Stellung, die Behörden sind alarmiert, Nordseeinseln und Küstenstädte warnen und evakuieren ihre Bürger. Auch die Hamburger Behörden werden stündlich nervöser, doch die Bevölkerung bleibt ahnungslos. Und wird es bleiben – bis es zu spät ist.

Die Dokumentation rekonstruiert anhand bislang unveröffentlichter Polizeiakten minutiös den Ablauf einer möglicherweise vermeidbaren Katastrophe. 315 Hamburger ertranken in der Nacht auf den 17. Februar in den eisigen Fluten des Hochwassers, weil sie niemand rechtzeitig vor dem Wasser gewarnt hat. Mitten in der Nacht brechen allein in Hamburg 60 Deiche, das Wasser überflutet ein Fünftel der Zwei-Millionen-Stadt. Viele werden in ihren Hütten ertrinken, weil sie gegen den Wasserdruck die Tür nicht öffnen können oder die Hütten von den zwei bis drei Meter hohen Flutwellen mitgerissen werden.

Der Film zeigt, wie das ‚Ostzonale Fernsehen‘ (so hieß damals das DDR-TV) in den Zeiten des kalten Krieges auch dieses Schicksal zum Anlass nahm, um gegen die westliche Regierung zu polemisieren, belegt anhand von Akten einen Schießbefehl gegen Plünderer, den es hinterher nicht mehr gegeben haben soll. Monatelang wird ein Untersuchungsausschuss nach Schuldigen für die Katastrophe suchen. Nach 19 Monaten werden alle Ermittlungsverfahren eingestellt, den Beamten ist keine Schuld nachzuweisen. Mit einem Hochwasser von 5,70 Meter hatte einfach keiner gerechnet. Das Chaos war unvermeidlich.