Red Bull Stratos: Hochdruckanzug und Helm

Felix Baumgartners individuelles Lebenserhaltungssystem besteht aus einem Volldruckanzug samt Helm. Wenn er erst einmal abgesprungen ist, ist dieses System sein einziger Schutz, bis er die sichere untere Atmosphäre erreicht.

VOLLDRUCKANZUG

Felix muss einen kontrollierten freien Fall durchführen, um sicher zur Erde zurückzukehren. Volldruck-Raumanzüge sind bisher noch nie auf solche Anforderungen getestet worden. Der Beweis, dass ein Volldruckanzug einer derartigen Beanspruchung Stand hält, wäre für die Forschung im Bereich der Raumfahrtsicherheit enorm wichtig.

  • Der Anzug ist so konstruiert, dass er bei Temperaturen von +38°C bis -68°C Schutz bietet.
  • Wenn der Anzug mit einem Druck von 0,24 Bar versehen ist (der ungefähre atmosphärische Druck in 10.670 Metern), kann er Symptome der Dekompressionskrankheit („Bends“) verhindern.
  • Oberhalb von ungefähr 18.900 Metern könnte die Flüssigkeit in Felix‘ Körpergewebe gasförmig werden und sich gefährlich ausdehnen. Dieser Zustand nennt sich Ebullismus. Um das zu vermeiden, wird der Anzug rund um seinen Körper den nötigen Druck aufrecht erhalten.
  • Der Anzug von Felix ist Anzügen nachempfunden, die Piloten bei Aufklärungsflügen in extremen Höhen verwendet haben. Er ist maßangefertigt und wurde in Hinsicht auf die Anforderungen optimiert.
  • Skydiver sind auf die Anwendung verschiedener Körperstellungen und gute Sicht angewiesen. Ein aufgeblasener Druckanzug samt Helm schränkt jedoch die Bewegungsfreiheit und das Blickfeld ein. Mit einigen Modifizierungen, inklusive Spiegel und mehr Beweglichkeit, könnte der Red-Bull-Stratos-Anzug als Prototyp für Volldruckanzüge der nächsten Generation dienen.
  • Die Außenseite ist aus einem Material hergestellt, das sowohl feuerfest ist, als auch vor extremer Kälte schützt.
  • Der „Controller” ist das „Gehirn“ des Anzuges. Dieser extrem zuverlässige Mechanismus ist nur so groß wie ein Hockey-Puck und regelt den Druck in verschiedenen Höhen automatisch.
  • In der Kapsel wird ein Entlüftungsschlauch den Anzug je nach Notwendigkeit mit warmer oder kühler Luft versorgen. Während des langen Aufstieges wird warme Luft Felix vor gefährlicher Unterkühlung bewahren. Kühle Luft verhindert Schweiß, der das Visier beschlagen kann.
  • Der Anzug ist durch einen dreh- und verschließbaren Halsring direkt mit dem Helm verbunden. Die Handschuhe sind mit einem ähnlichen Verschluss ausgestattet. Diese Ringverschlüsse können auch unter Druck leicht bedient werden.

 

DRUCKHELM UND VISIER

Das Gehäuse des Helmes ist aus verschiedenen Materialien hergestellt, die das Gewicht auf ein Minimum reduzieren (ungefähr 3,6 Kilogramm). Trotzdem ist der Helm äußerst
widerstandsfähig.

  • Das Visier ist vor allem im kritischen Sichtfeld frei von Verzerrungen, weil eine gute Sicht sowohl in der Kapsel als auch für die Orientierung während des Fluges und bei der Landung wichtig ist.
  • Der Sauerstoffregler des Helmes versorgt Felix mit 100 Prozent Sauerstoff. Damit kann er von verschiedenen Quellen Sauerstoff beziehen (einer Quelle für flüssigen Sauerstoff am Boden vor dem Start, vom System mit flüssigem Sauerstoff an Bord der Kapsel und von einem Paar Hochdruckflaschen mit gasförmigem Sauerstoff während des Abstieges im freien Fall).
  • Ein Sonnenschutz ist so über dem Visier angebracht, dass Felix ihn flexibel einstellen kann.
  • Das Visier verfügt über eine integrierte Heizung, um Beschlagen und Vereisen zu verhindern.
  • In den Helm und im Visier sind einige redundante (Backup)Systeme eingebaut. Ein Mechanismus im Visier bewirkt zum Beispiel, dass es nur mit zwei unterschiedlichen Handgriffen geöffnet werden kann. Diese Schutzmaßnahme verhindert unbeabsichtigtes Öffnen, das einen Druckabfall im Anzug zur Folge hätte.
  • Für den Kontakt zur Kommando-Zentrale ist der Helm mit einem Mikrofon und Kopfhörern ausgestattet.
  • Durch einen gut abgedichteten Anschluss kann sich Felix mit Trinkwasser versorgen.

ZUSÄTZLICHE INFORMATION

Wie viele Druckanzüge wurden für die Mission Red Bull Stratos hergestellt?
Ein Prototyp und zwei Produktions-Anzüge.
Wer hat den Red-Bull-Stratos-Volldruckanzug gebaut?
Die David Clark Company hat den Anzug produziert. Seit 1941 leistet die David Clark Company auf dem Gebiet der Konstruktion von Schutzausrüstung von Luft- und Raum-Crews
Pionierarbeit und ist federführend in der Entwicklung, bei Tests, bei der Auswertung und in der Produktion. Die Produkte reichen von Anti-G-Anzügen bis hin zu Raumanzügen und
Zusatzausrüstung.
Weitere Informationen sind unter www.davidclark.com zu finden.
Wer ist sonst noch in die Anpassung, in Tests und in die Produktion des Red-Bull-Stratos-Volldruckanzuges involviert?
Die Red-Bull-Stratos-Teammitglieder, die für die Kapsel, die Fallschirme sowie für die Kameras und Kommunikationssysteme zuständig sind, arbeiten eng mit der Anzug-Crew zusammen. So ist gewährleistet, dass deren Systeme optimal mit dem Anzug verbunden sind. Die Koordination dieser Teams hat der Red-Bull-Stratos-Techniker für lebenserhaltende Maßnahmen, Mike Todd, übernommen. Mike hat fast 30 Jahre lang bei Lockheed in der Abteilung „Skunk Works“ für lebenserhaltende Maßnahmen und Druckanzüge gearbeitet. Außerdem hat er die Druckanzüge für das rekordbrechende Perlan-Glider-Projekt von Steve Fossett angepasst. Riedel Communications stellt die Funkgeräte für die Kapsel und jene für die Kommunikation, die Felix während des Fluges bei sich trägt, zur Verfügung.