RIO DE JANEIRO – Minimale Zeitabstände, Spannung pur! Unter strahlend blauem Himmel in Rio de Janeiro dominierte Hannes Arch am Freitag die beiden abschließenden Trainingsdurchgänge vor dem Rennen am Sonntag. Der Österreicher verwies den WM-Führenden Paul Bonhomme aus Großbritannien zweimal auf den Rang zwei. Vor dem zweiten Rennen der Red Bull Air Race WM-Geschichte in Brasilien, bei dem eine Rekord-Zuschauerkulisse von einer Million Motorsportfans erwartet wird, belegte Bonhommes Landsmann Nigel Lamb in beiden Trainingsläufen den dritten Platz.
Arch, der sich nach dem Gewinn des letzten WM-Rennens in Perth auf einem Hoch befindet, stellte in 1:19.20 Minuten auf dem Parcours an der Flamengo Beach einen neuen Strecken-Rekord auf, unterbot die Zeit von Bonhomme um noch einmal 0.04 Sekunden. Vor der Mittagspause war Arch auf dem 5.634 Meter langen und mit 15 Air Gates gespickten Parcous mit einer Gesamtzeit von 1:20.00 bereits 0.17 Sekunden schneller als Bonhomme. Lamb, im Gesamtklassement Zweiter hinter Weltmeister Bonhomme, wurde mit 1:20,74 Minuten gestoppt. Einen vielversprechenden vierten Platz im vierten und letzten Trainingsdurchgang vor der Qualifikation am Samstag belegte der US-Pilot Kirby Chambliss.
„Ich bin durchaus zufrieden“, so Arch, dessen Team Abu Dhabi im Gesamtklassemant acht Punkte Rückstand auf Bonhomme (22) sowie vier Punkte auf Lamb (18) aufweist. „Wir wollten gar nicht angreifen. Ich glaube, so klappt es am besten – einfach die Ruhe bewahren und klare, geschmeidige Fluglinien zu fliegen. Das war heute mein Ziel und es hat funktioniert. Beim Blick auf die Zeiten kann ich mir aber ein breites Grinsen nicht verkneifen. Das wird morgen im Qualifying ein spannendes Rennen um den einen WM-Punkt.“
Bonhomme, der das erste Rennen in Rio 2007 für sich entschied und in Perth vor wenigen Wochen Dritter wurde, hatte am Donnerstag noch die beste Durchgangszeit vorgelegt – als Arch gerade einmal Platz fünf belegte. Der Brite, dessen Erfolgssträhne in Perth jäh vom Österreicher unterbrochen wurde, wirkt jedoch nicht besonders besorgt über dessen Vorsprung von 0,04 Sekunden. Seiner Aussage nach hat er nach einer Videoanalyse des Trainings schon genau ausgemacht, an welchen Stellen des Parcours Arch schneller als er selbst war.
„Vier Hundertstelsekunden hinter Hannes – das wird sicher lustig, diesen Rückstand morgen aufzuholen“, erklärte Bonhomme, der das WM-Klassement nach zwei Rennen mit 22 Punkten anführt. „Ich glaube, ich weiß, wo er den Vorsprung herausgeholt hat. Es war auf beiden Durchgängen dieselbe Stelle. Es ist natürlich nicht ganz unproblematisch – ich könnte in diesem Sektor schon noch einen Zahn zulegen, aber dann wäre vielleicht die nächste Passage ein wenig langsamer. Aber um ehrlich zu sein – der Rückstand ist nicht so riesig, oder ?“
Auch die beiden US-Piloten Michael Goulian und Chambliss haben allen Grund, optimistisch in das Qualifying zu gehen. Goulian belegte am Morgen den vierten Platz, bevor Chambliss ihm diesen Rang am Nachmittag wieder abluchste. Auch Peter Besenyei aus Ungarn und der Franzose Nicolas Ivanoff zeigten im Abschlussdurchgang gute Leistungen, kamen auf den fünften, beziehungsweise sechsten Platz.
Das Red Bull Air Race in Rio ist in diesem Jahr das zweite Rennen in Folge auf der südlichen Halbkugel. Und es ist das erste Mal in der Geschichte der Red Bull Air Race Weltmeisterschaft, dass zwei aufeinander folgende Rennen südlich des Äquators stattfinden. Dies spiegelt die weltweit immer weiter wachsende Popularität dieses Hochgeschwindigkeits-Motorsports nur wenige Meter über dem Grund wider. Der brasilianische Rookie Adilson Kindlemann ist nach seinem Unfall, bei dem sein Flugzeug in Perth beschädigt wurde, beim „brasilianischen Heimspiel“ leider nur Zuschauer. Aber immerhin wird Michael Goulian die brasilianischen Nationalfarben vertreten – der US-Amerikaner unterschrieb einen Sponsorenvertrag mit dem brasilianischen Energieriesen Petrobas. Die Lokalmedien tauften ihn daraufhin spontan in „Gouliano“ um.