Während das zweite Rennen der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft 2010 in der westaustralischen Metropole Perth am 17./18. April seinen Schatten bereits voraus wirft, sind die beiden Rookies dieser Saison noch dabei, ihre Leistungen beim Auftaktrennen in Abu Dhabi sorgfältig zu analysieren und zu bewerten. Der Tscheche Martin Sonka und der Brasilianer Adilson Kindlemann erlebten Ende März in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate so etwas wie ihre „Feuertaufe“. Schwierigste Bedingungen mit drückend heißen Temperaturen und ständig wechselnden Winden im Parcours hatten allgemein zu unerwarteten und überraschenden Resultaten geführt.
Während Weltmeister und Titelverteidiger Paul Bonhomme ganz gelassen wieder auf die oberste Stufe des Siegerpodest flog, blieben zahlreiche andere Piloten von Disqualifikationen und Strafzeiten nicht verschont. Das wiederum eröffnete anderen, nicht unbedingt als Favoriten gehandelten Teams die Möglichkeit, wertvolle WM-Punkte im ersten Rennen der Saison 2010 zu holen.
FÜR SONKA WURDE EIN TRAUM WIRKLICHKEIT
Sonka, ein früherer Düsenjet-Pilot bei der Luftwaffe, blieb zwar im Lauf seiner Premieren-Rennwoche relativ gelassen. Doch je näher das Rennen rückte, umso nervöser wurde Sonka. „Mit der Super Licence ist für mich ein Traum wahr geworden“, sagte der fast 1,90 m (6ft) hochaufgeschossene Tscheche. „Ich kam erstmals als Kommentator für eine lokale TV-Station in Kontakt mit dem Red Bull Air Race, wusste also schon, dass ich mich qualifizieren muss, um teilzunehmen. Trotzdem war im Vorfeld zum ersten Rennen alles schon ein wenig verrückt. Wir mussten vor dem Rennen in Abu Dhabi so viel vorzubereiten und es war wirklich hart, alles rechtzeitig fertig zu bekommen. Aber jetzt bin ich richtig froh, dass ich an den Rennen teilnehmen kann. Es ist eine wirklich atemberaubende Erfahrung und ich genieße sie voll und ganz. Rennpilot zu werden war schon immer mein Traum.“
Und Sonkas Debüt war viel versprechend, mit seinem geschmeidigen und präzisen Flugstil beeindruckte der die Kollegen. Probleme bei der richtigen Einschätzung der wechselnden Winde im Parcours während des Wild Card-Rennens führten jedoch dazu, dass er ausschied und in Abu Dhabi keine WM-Punkt sammeln konnte.
„Das Red Bull Air Race ist etwas völlig anderes als alles, was ich bisher erlebt habe. Man muss einfach an alles denken“, ergänzt Sonka. „Man muss nicht nur den Wind auf der Rechnung haben, sondern auch jede Kurve und jedes Manöver genau planen, weil man überall Zeit verlieren kann. Man beschäftigt sich tagelang mit dem Parcours und dann ist man während der Qualifikation gerade einmal 1:20 Minuten auf der Strecke. Da kommt es ganz entscheidend auf eine gute Intuition an, denn im Parcours hat man nicht die Zeit, lange über alles nachzudenken. Man muss vorbereitet sein, auch darauf, die Pläne kurzfristig zu ändern, wenn der Wind plötzlich wechselt. Man muss flexibel sein und auch jederzeit bereit, sich auf neue Situationen einzulassen. Als Rookie gibt es für mich noch viel zu lernen.“
Mit der Entscheidung für seine neue Edge 540 ist Sonka sehr zufrieden. „Das Flugzeug ist fantastisch, einfach klasse. Es liegt nur ganz wenig über dem Minimalgewicht, das müssen wir noch reduzieren. Meine Hauptziele im Augenblick sind, das Flugzeug so gut wie möglich vorzubereiten, das Gewicht auf ein Minimum zu reduzieren und sicher zu fliegen. Je mehr Erfahrung ich sammele, umso konkurrenzfähiger bin ich dann bei den nächsten Rennen.“
AUCH KINDLEMANN OPTIMISTISCH
Der Brasilianer Adilson Kindlemann nahm seinen 14. Platz im Endklassement von Abu Dhabi relativ locker. Mit seinem langsamen und schrittweisen Vorgehen liege er im Plan: „Ich bin motiviert, zufrieden mit den Ergebnissen und freue mich über den Fortschritt, den ich bei jedem Flug mache“, erklärte der dynamische Pilot vom Team Petrobras, der seine erste Begegnung mit dem Red Bull Air Race beim Rennen in Rio de Janeiro 2007 gemacht hatte. „Ich habe keine große Fehler gemacht, allerdings einige Pylone touchiert – so ist das Leben. Aber insgesamt bin ich mit der Situation ganz gut zurecht gekommen. Also warten wir mal ab, wie es für mich in Perth läuft.“
Der lebhafte Brasilianer erhielt in Abu Dhabi einige Strafpunkte, ist aber nicht beunruhigt, dass ihm das in seiner Premieren-Saison noch häufiger passieren wird. Mit seiner markanten, gelbgrünen MXS-R vom Team Petrobras hofft Kindlemann auf etwas ruhigere Bedingungen im Parcours von Perth. Außerdem hat er in der Zwischenzeit die „alten Hasen“ gründlich studiert und versucht, sich dabei einige Flug- und Technik-Tipps abzuschauen.
„Schon als Kind habe ich vom Fliegen geträumt und jetzt ist es mein Leben“, erklärt Kindlemann. „Manchmal gibt es halt Enttäuschungen und man macht Fehler, aber man muss immer vorwärts blicken. 2007 in Rio habe ich gespürt, dass das der Weg ist, den ich einschlagen will. Es war so ein völlig anderer Zweig des Flugsports. Aber er funktioniert und ist wirklich professionell. Daher habe ich auch keinen Blick zurück verschwendet und mich voll und ganz darauf konzentriert, Red Bull Air Race-Pilot zu werden.“