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Arch Schnellster, Dolderer Zehnter beim Qualifying am Zuckerhut

98688019DM013_Hannes_Arch_Q Rio de Janeiro (pps) Vor rund 400.000 Zuschauern sicherte sich der Österreicher Hannes Arch mit einem fehlerfreien zweiten Lauf den Sieg in einem packenden Qualifying bei der dritten Station der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft 2010 in Rio de Janeiro. Bei Temperaturen von weit über 30 Grad flog der Brite Nigel Lamb am Flamengo Beach vor seinem Landsmann und WM-Führenden Paul Bonhomme auf Rang zwei.

„Wir brauchen jeden Punkt, um an Paul heranzukommen“, erklärte Arch nach seinem Erfolg, der ihm einen WM-Punkt bescherte. „Der Motor arbeitet perfekt – ebenso wie mein Team“, so der Weltmeister von 2008 weiter.
Beim spektakulärsten Motorsportrennen der Welt belegte der deutsche Pilot Matthias Dolderer am Fuße des Zuckerhut unter strahlend blauem Himmel Platz zehn und qualifizierte sich damit direkt für das Top-12-Rennen am Sonntag. Für den Allgäuer war sogar noch mehr drin, doch eine Zwei-Sekunden-Strafe aufgrund einer inkorrekten Horizontal-Fluglage verhinderte einen möglichen sechsten Rang.
„Ich wollte noch ein bisschen mehr rausholen und bin eine andere Linie geflogen als gestern“, erklärte der 39-Jährige. „Das hat aber nicht funktioniert, und dann kamen auch noch die Strafsekunden hinzu. Ich bin zufrieden, dass ich mich für das Hauptrennen qualifiziert habe. Aber ein wenig mehr hatte ich mir schon ausgerechnet. Morgen heißt es Gas geben.“

Die Stadt am Zuckerhut ist bereits zum zweiten Mal Austragungsort eines WM-Rennens: 2007 machten die Piloten der Red Bull Air
Race-Weltmeisterschaft erstmals Stopp in Rio. Damals sorgten eine Million Fans beim Rennen für einen Zuschauerrekord. Eine Zahl, die bis dato lediglich noch Barcelona erreicht wurde, und eine Zahl, die beim Rennen am Sonntag getoppt werden kann. Denn bereits die 400.000 Zuschauer beim Qualifying waren ein neuer Red Bull Air Race-Rekord.

Die WM wird am 5./6. Juni in Windsor/Kanada fortgesetzt. Die weiteren Stationen sind: New York (19./20. Juni), EuroSpeedway Lausitz bei Dresden (7./8. August), Budapest (19./20. August) und Lissabon (4./5. September).

Bei der von der FIA überwachten Red Bull Air Race-WM navigieren die Piloten ihre acht Meter breiten Rennflugzeuge mit bis zu 370
Stundenkilometer durch 20 Meter hohe Pylone, die im Abstand von nur zwölf Metern aufgestellt werden und den WM-Parcours markieren. Ziel ist es, so schnell wie möglich den Parcours abzufliegen und so wenig Fehler wie möglich, wie beispielsweise touchieren der Pylone, zu machen.
Endstand Qualifying der dritten Station der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft 2010 in Rio de Janeiro:
1. Hannes Arch (AUT/1:20,44), 2. Nigel Lamb (GBR/1:21,17), 3. Paul Bonhomme (GBR/1:21,62), 4. Matt Hall (AUS/1:21,98), 5. Kirby Chambliss (USA/1:22,88), 6. Nicolas Ivanoff (FRA/1:23,42), 7. Pete McLeod (CAN/1:23,42), 8. Michael Goulian (USA/1:23,58), 9.Alejandro Maclean (ESP/1:25,27), 10. Matthias Dolderer (GER/1:25,40), 11. Sergey Rakhmanin (RUS/1:25,53), 12. Peter Besenyei (HUN/1:25,84), 13. Yoshihide Muroya (JPN/1:26,05), 14. Martin Sonka (CZE/1:28,55).

Streckenrekord: Arch im Training zweimal vorn

98678940DM028_Hannes_Arch_R RIO DE JANEIRO – Minimale Zeitabstände, Spannung pur! Unter strahlend blauem Himmel in Rio de Janeiro dominierte Hannes Arch am Freitag die beiden abschließenden Trainingsdurchgänge vor dem Rennen am Sonntag. Der Österreicher verwies den WM-Führenden Paul Bonhomme aus Großbritannien zweimal auf den Rang zwei. Vor dem zweiten Rennen der Red Bull Air Race WM-Geschichte in Brasilien, bei dem eine Rekord-Zuschauerkulisse von einer Million Motorsportfans erwartet wird, belegte Bonhommes Landsmann Nigel Lamb in beiden Trainingsläufen den dritten Platz.

Arch, der sich nach dem Gewinn des letzten WM-Rennens in Perth auf einem Hoch befindet, stellte in 1:19.20 Minuten auf dem Parcours an der Flamengo Beach einen neuen Strecken-Rekord auf, unterbot die Zeit von Bonhomme um noch einmal 0.04 Sekunden. Vor der Mittagspause war Arch auf dem 5.634 Meter langen und mit 15 Air Gates gespickten Parcous mit einer Gesamtzeit von 1:20.00 bereits 0.17 Sekunden schneller als Bonhomme. Lamb, im Gesamtklassement Zweiter hinter Weltmeister Bonhomme, wurde mit 1:20,74 Minuten gestoppt. Einen vielversprechenden vierten Platz im vierten und letzten Trainingsdurchgang vor der Qualifikation am Samstag belegte der US-Pilot Kirby Chambliss.

„Ich bin durchaus zufrieden“, so Arch, dessen Team Abu Dhabi im Gesamtklassemant acht Punkte Rückstand auf Bonhomme (22) sowie vier Punkte auf Lamb (18) aufweist. „Wir wollten gar nicht angreifen. Ich glaube, so klappt es am besten – einfach die Ruhe bewahren und klare, geschmeidige Fluglinien zu fliegen. Das war heute mein Ziel und es hat funktioniert. Beim Blick auf die Zeiten kann ich mir aber ein breites Grinsen nicht verkneifen. Das wird morgen im Qualifying ein spannendes Rennen um den einen WM-Punkt.“

Bonhomme, der das erste Rennen in Rio 2007 für sich entschied und in Perth vor wenigen Wochen Dritter wurde, hatte am Donnerstag noch die beste Durchgangszeit vorgelegt – als Arch gerade einmal Platz fünf belegte. Der Brite, dessen Erfolgssträhne in Perth jäh vom Österreicher unterbrochen wurde, wirkt jedoch nicht besonders besorgt über dessen Vorsprung von 0,04 Sekunden. Seiner Aussage nach hat er nach einer Videoanalyse des Trainings schon genau ausgemacht, an welchen Stellen des Parcours Arch schneller als er selbst war.

„Vier Hundertstelsekunden hinter Hannes – das wird sicher lustig, diesen Rückstand morgen aufzuholen“, erklärte Bonhomme, der das WM-Klassement nach zwei Rennen mit 22 Punkten anführt. „Ich glaube, ich weiß, wo er den Vorsprung herausgeholt hat. Es war auf beiden Durchgängen dieselbe Stelle. Es ist natürlich nicht ganz unproblematisch – ich könnte in diesem Sektor schon noch einen Zahn zulegen, aber dann wäre vielleicht die nächste Passage ein wenig langsamer. Aber um ehrlich zu sein – der Rückstand ist nicht so riesig, oder ?“

Auch die beiden US-Piloten Michael Goulian und Chambliss haben allen Grund, optimistisch in das Qualifying zu gehen. Goulian belegte am Morgen den vierten Platz, bevor Chambliss ihm diesen Rang am Nachmittag wieder abluchste. Auch Peter Besenyei aus Ungarn und der Franzose Nicolas Ivanoff zeigten im Abschlussdurchgang gute Leistungen, kamen auf den fünften, beziehungsweise sechsten Platz.

Das Red Bull Air Race in Rio ist in diesem Jahr das zweite Rennen in Folge auf der südlichen Halbkugel. Und es ist das erste Mal in der Geschichte der Red Bull Air Race Weltmeisterschaft, dass zwei aufeinander folgende Rennen südlich des Äquators stattfinden. Dies spiegelt die weltweit immer weiter wachsende Popularität dieses Hochgeschwindigkeits-Motorsports nur wenige Meter über dem Grund wider. Der brasilianische Rookie Adilson Kindlemann ist nach seinem Unfall, bei dem sein Flugzeug in Perth beschädigt wurde, beim „brasilianischen Heimspiel“ leider nur Zuschauer. Aber immerhin wird Michael Goulian die brasilianischen Nationalfarben vertreten – der US-Amerikaner unterschrieb einen Sponsorenvertrag mit dem brasilianischen Energieriesen Petrobas. Die Lokalmedien tauften ihn daraufhin spontan in „Gouliano“ um.

TECHNIK-TALK – Was genau versteht man eigentlich unter einem „Strömungsabriss“?

RIO DE JANEIRO, Brasilien – Die Frage, wie der brasilianische Rookie Adilson Kindlemann beim WM-Rennen in Perth bei seinem Trainingsflug in den Swan River abstürzen konnte, wurde unter den Rennteams heiß diskutiert. Schon bald war die Formulierung „Strömungsabriss“ in aller Munde und wurde allgemein als mögliche Ursache für das aeronautische Phänomen genannt, das zum Unfall, den Kindlemann glücklicherweise ohne Verletzungen überstand, geführt hatte.

Doch für alle, denen eine solche Terminologie fremd ist, kann diese Beschreibung aus der Luftfahrt schnell zu Missverständnissen führen. Bei allen mit Radantrieb ausgestatteten Fahrzeugen kann der Motor abgewürgt werden – wenn er aus irgendeinem Grund zu stottern beginnt und dann stehen bleibt. Die meisten haben schon einmal erlebt, dass der Fuß von der Kupplung abrutscht und dies eine direkte Auswirkung auf den Motor hat. Also ist der Begriff „abwürgen“ – oder „stall“ im Englischen – in dieser Hinsicht gut verständlich. Umgekehrt ruft aber bei denjenigen, die für gewöhnlich nicht im Cockpit von Flugzeugen sitzen, das Konzept des „Flügelabrisses“ erst einmal Kopfschütteln hervor. Also fangen wir am Anfang an: Wo genau ist der Motor nochmal … ?

LUFTSTRÖMUNG ÜBER DEN FLÜGELN

Wenn man einen Rennexperten wie den TV-Kommentator Steve Jones dazu befragt, erhält man eine gut überlegte und fundierte Erklärung, wie unterschiedlich der Druck der Luft über und unterhalb der Flügel ist – und auch, dass dieses Phänomen für die Antriebskraft des Flugzeuges verantwortlich ist. Soweit noch klar? Gut. Als nächstes erklärt Jones, dass genau dieser Luftfluss über den Flügeln abrupt unterbrochen wird, wenn man den Knüppel nur einen Hauch zu weit nach hinten zieht und die Flügel in einem zu großen Winkel anstellt – nämlich über einen kritischen Punkt hinaus.

„Das nennt man dann Strömungsabriss“, bestätigt Jones und gibt den Normal-Sterblichen unter den Motorsportfans eine sehr genaue und „benutzerfreundliche“ Erklärung. „In diesem Augenblick gibt es fast keinen Antrieb mehr und das Flugzeug stoppt. Auch der Widerstand vergrößert sich dabei. Je nach Form und Neigungsgrad der Tragfläche variiert der kritische Winkel der Flügel von Flugzeug zu Flugzeug.“

INS TRUDELN GERATEN

Für jemanden mit einer ungefähren Vorstellung aerodynamischer Vorgänge ist das kein Buch mit sieben Siegeln. Aber für alle anderen sei gesagt, dass dies mit Auftriebskraft zu tun hat und damit, die Strömung auf der oberen Fläche der Flügel aufrecht zu erhalten. Alle Flugzeuge werden in der Prototyp-Phase auf ihre besonderen „Strömungsabriss-Eigenschaften“ getestet und viele erfahrene Piloten sind schon in die Falle getappt, die in diesem Geschäft als „Abtrudeln“ bezeichnet wird. Das ist der Augenblick, wenn ein Flügel vor dem anderen einen Strömungsabriss erfährt und das Flugzeug sich wie ein riesiger, um die eigene Achse drehender Pusteblumen-Samen der Erde nähert. Auch das gehört manchmal, so unglaublich es klingt, zur obligatorischen Flugausbildung.“

Dieses Szenario ist natürlich weit entfernt von dem Adilson Kindlemanns. Aber alle Piloten sind sich bewusst, wie ungemein schwierig eine außer Kontrolle geratene Maschine sein kann. Und man kann wohl mit Sicherheit behaupten, dass der brasilianische Rookie diesen Fehler kein zweites Mal begehen wird. Rennpiloten haben ein intuitives Gefühl für diesen „Strömungsabriss“ und wenn sie in tausenden Flugstunden ihre extrem manövrierfähigen Rennmaschinen durch alle möglichen Achsen steuern, wissen sie für gewöhnlich wie man dieses Phänomen vermeidet. Unglücklicherweise verfügte Kindlemann im Parcours nicht mehr über genügend Höhe, um dem Strömungsabriss schnell genug entgegenzuwirken. Und so nahm er in Perth im wahrsten Sinne des Wortes ein etwas verfrühtes Bad.

Dolderers Vorfreude auf Rio: „Mit Vollgas durch die Schikane“

Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft 2010
98834545DM036_Matthias_Dold Rio de Janeiro (pps) Das spektakulärste Motorsportrennen der Welt ist zurück am Zuckerhut. 2007 machten die Piloten der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft erstmals Stopp in der zweitgrößten Metropole Brasiliens, Rio de Janeiro. Es war das erste Rennen in Südamerika, und es war bis dato das mit der bislang größten Zuschauerzahl. Eine Million Fans waren hautnah dabei, als Weltmeister Paul Bonhomme (Großbritannien) mit seinem Sieg in die Weltspitze flog.

Die aktuelle WM-Führung des Briten im Visier hat allen voran der Österreicher Hannes Arch, der vor drei Wochen das Rennen in Perth für sich entschied. „Wenn ich ruhig bleibe und mich einfach auf das Fliegen konzentriere, sollte ich auch in Rio vorne mit dabei sein. Unsere Maschine ist sehr schnell unterwegs – ich glaube, es gibt derzeit keine Schnellere.“ 2007 flog Arch als Rookie in Rio auf Anhieb auf Platz vier. „Das hat mir Selbstvertrauen gegeben, um im darauffolgenden Jahr mit Vollgas durchzustarten und die Weltmeisterschaft zu gewinnen.“
Der WM-Parcours von Rio de Janeiro zählt zu den schwierigsten und gleichzeitig herausforderndsten Rennstrecken dieser Saison – zum einen wegen der am Nachmittag aufkommenden tückischen Winde vom Süd-Atlantik, zum anderen wegen des zweifachen „Knife Edge“, bei dem die beiden Air Gates nur durch ein 270-Grad-Wendemanöver passiert werden können. Bonhomme: „Das wird aufregend dieses Jahr. Insbesondere Gate 4 dürfte zu einer großen Herausforderung werden, und einige Piloten werden dieses Gate
mit Sicherheit touchieren.“
Nach zwei siebten Plätzen zum Saisonauftakt will der deutsche Pilot Matthias Dolderer auch in Rio „wieder im vorderen Feld landen“ und weitere Punkte in der WM-Gesamtwertung sammeln. Derzeit belegt der Tannheimer Rang acht unter den 15 Piloten. „Ich fühle mich wohl hier in Rio. Der Kurs ist sehr schnell, und wir können mit Vollgas durch die Schikane fliegen. Die Schlüsselstelle liegt zwischen Gate 3 und 4. Hier die richtige Kurve zu fliegen und nicht zu viel Zeit liegen zu lassen, wird rennentscheidend sein.“ Beim ersten Training belegte Dolderer Rang sechs.

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Die WM wird am 5./6. Juni in Windsor/Kanada fortgesetzt. Die weiteren Stationen sind: New York (19./20. Juni), EuroSpeedway Lausitz bei Dresden (7./8. August), Budapest (19./20. August) und Lissabon (4./5. September).
Das 2-Tages-Ticket für die Qualifikation und das WM-Rennen in der Lausitz kostet zwischen 25 und 45 Euro. Ermäßigungen für Kinder und Jugendliche.
Bei der von der FIA überwachten Red Bull Air Race-WM navigieren die Piloten ihre acht Meter breiten Rennflugzeuge mit bis zu 370
Stundenkilometer durch 20 Meter hohe Pylone, die im Abstand von nur zwölf Metern aufgestellt werden und den WM-Parcours markieren. Ziel ist es, so schnell wie möglich den Parcours abzufliegen und so wenig Fehler wie möglich, wie beispielsweise touchieren der Pylone, zu machen.

WM-Stand nach zwei von acht Rennen der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft 2010:
1. Paul Bonhomme (GBR/22 Punkte), 2. Nigel Lamb (GBR/18), 3. Hannes Arch (AUT/14), 4. Matt Hall (AUS/14), 5. Pete McLeod (CAN/14), 6. Peter Besenyei (HUN/11), 7. Kirby Chambliss (USA/10), 8. Matthias Dolderer (GER/10), 9. Nicolas Ivanoff (FRA/9), 10. Michael Goulian (USA/9), 11. Yoshihide Muroya (JPN/5), 12. Alejandro Maclean (ESP/0), 13. Martin Sonka (CZE/0), 14. Sergey Rakhmanin (RUS/0), 15. Adilson Kindlemann (BRA/0).

Rio-Traum zerplatzt: Adilson Kindlemann konzentriert sich auf Comeback in Europa

SI201003030234 Traum zerplatzt: Adilson Kindlemann hatte seit drei Jahren davon geträumt, in seiner ersten Red Bull Air Race-Saison in seiner Heimat vor einer Millionenkulisse und seinen brasilianischen Landsleuten zu fliegen. Aber drei Wochen nach seinem Unfall in Perth, bei dem seine MXS-R zertrümmert wurde, muss er diese Pläne erst einmal auf Eis legen.

Der umgängliche Brasilianer, der beim ersten Rennen in Rio als Zuschauer vom Red-Bull-Virus infiziert wurde, überstand den ersten Unfall in der nunmehr sechsjährigen WM-Geschichte fast unverletzt. Auch Kindlemann selbst ist noch überrascht über sein Glück. Allerdings wird es etwa drei Monate dauern, bis er wieder in den Wettkampf eingreifen kann. Nicht zuletzt deshalb, weil er dazu einige Voraussetzungen erfüllen muss. Zum einen gilt es eine bestimmte Anzahl von Stunden im neuen Rennflugzeug zu absolvieren, zum anderen muss er Auflagen des Sportmedizinischen Direktors erfüllen.

„Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich in Rio nicht fliegen kann – das war drei Jahre lang mein großer Traum“, erklärt Kindlemann vor dem dritten Rennen der Saison 2010 am Wochenende. „Aber ich bin auch Realist. Weil so wenig Zeit zwischen den Rennen liegt, konnte das eigentlich auch nicht hinhauen. Aber die Freude darüber, dass ich 100 Prozent fit bin, wiegt die Enttäuschung auf. Das einzige, was ich im Fluss verloren habe, waren mein Flugzeug und meine Sonnenbrille.“

„Kaum zu glauben…“

Kindlemanns Flugzeug schlug während eines Trainingslaufs auf den Swan River in Perth auf. Es war der erste Unfall in den 45 bisherigen WM-Rennen. Er selbst erlitt nur ein leichtes Halswirbelsäulen-Schleudertrauma und wurde in einer nur wenige Minuten dauernden, bilderbuchmäßigen Rettungsaktion vom Red-Bull-Taucherteam aus dem Flugzeug befreit.

„Manchmal kann ich es noch nicht richtig glauben, dass das wirklich passiert ist“, sagt Kindlemann. Um alles besser zu verstehen hat er das Video seines Unfalls bereits mehrere Male angeschaut. Seither verbrachte Kindlemann viel Zeit bei seiner Familie in Curitiba; er schmiedet jedoch auch schon wieder Pläne für sein Comeback auf dem „alten Kontinent“ – mit den Rennen in Deutschland, Ungarn und Portugal.

„Ich muss dann wieder komplett von vorne beginnen“, erklärt Kindlemann. „Ich möchte so früh wie möglich wieder in den Rennzirkus einsteigen und deshalb in Kürze beginnen, mit dem neuen Flugzeug zu trainieren. Wir haben ein paar Optionen auf eine neue Maschine. Aber bis jetzt haben wir noch nichts festgelegt, da sind noch ein paar Meetings nötig. Es wäre super, wenn ich in den kommenden sieben bis zehn Tagen wieder mit dem Training beginnen könnte – allerdings nicht direkt in einem Rennflugzeug. Das wird noch ein wenig länger dauern. Es ist noch eine Menge Arbeit, bevor das neue Rennflugzeug wirklich fertig ist. Ich werde erst mit Aerobatics beginnen und später dann die ersten Renn-Manöver absolvieren. Es ist ein längerer Prozess, aber ich kann es kaum erwarten.“

Alles braucht Zeit

Kindlemann und sein Technischer Direktor Adrian Judd zeigten sich sehr beeindruckt von der MXS-R. „Es ist unglaublich“, so Kindlemann. „Ich wusste, dass das Flugzeug wirklich beanspruchbar ist. Aber wirft man einen Blick ins Cockpit, dann wird deutlich, wie stark es wirklich ist. Den Beweis dafür haben wir ja jetzt.“

Red Bull Air Race-Flugdirektor Heinz Möller bestätigte, dass Kindlemann – auch wenn er seine Flug-Erlaubnis zurückerhalten hat – noch ein wenig Zeit benötigt, bevor er wieder ins Geschehen einsteigt. „Die Piloten müssen zusätzliche Anforderungen erfüllen und im Augenblick ist Kindlemann dabei, diese Freigabe zu erhalten“, sagt Möller. „Das braucht halt etwas Zeit. Wir rechnen damit, dass das bis Mitte des Jahres erledigt ist. Wenn dann alles ok ist, kann er wieder bei Rennen starten. Medizinisch ist alles im Plan, aber die weiteren Auflagen werden noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen.“

Kindlemann ist zuversichtlich, dass er spätestens im kommenden Jahr eine neue Chance erhält, in seiner Heimat zu starten. In Südamerikas größtem Land hat die Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft inzwischen eine unglaubliche Popularität gewonnen – und daher dürfte auch am Sonntag beim Rennen mit einer weiteren Rekordkulisse von etwa einer Million Zuschauer zu rechnen sein.

„Brasilien ist ein ganz besonderes Land, hier liegen auch die Wurzeln des Flugsports“, ergänzt Kindlemann. Er bezieht sich dabei auf Alberto Santos Dumont, einen Flugsport-Pionier, der 1906 den ersten offiziellen Flug mit einem sogenannten „Starrflieger“ – mit fixierten Flügeln – unternahm. „Die Brasilianer sind ganz heiß auf Motorsport, lieben die Formel 1, aber auch das Red Bull Air Race. Sie lieben Tempo und Emotionen. Viele Fans haben mir Nachrichten wie ‚Adi, wir stehen Dir bei‘ geschickt und geschrieben, dass sie auf meine schnelle Rückkehr zählen. Diese Renn-Location hat eine große Zukunft. Und es bleibt mein Traum, in Brasilien einmal an den Start zu gehen…“