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In Gedenken an Adrian Judd, Technischer Direktor des Red Bull Air Race

1dfh-rbar-lausitz-05082010-026Adrian Judd, Technischer Direktor des Red Bull Air Race und eine der treibenden Kräfte dieses Sports in den vergangenen fünf Jahren, verstarb im Alter von 44 Jahren nach einem Motorradunfall in Deutschland. Von Piloten und Mitarbeitern gleichermaßen geschätzt und respektiert, bekannt für sein großes Engagement für den Sport, hinterlässt Judd seine Frau Sharon und drei Töchter.

rbar_08082010-img_9391 Judd war beim Red Bull Air Race die letzte Instanz wenn es darum ging, ob ein Flugzeug den Regeln und Vorschriften der WM-Serie entsprach. Immer pragmatisch und mit einem lebhaften Sinn für Humor, war er der Inbegriff von Fairness. Judd arbeitete unermüdlich und ohne Kompromisse, um dem Sport eine weiterhin positive Richtung zu geben und war um Fairness für alle Piloten bemüht – egal, welchen Platz sie in der WM-Serie einnahmen. Durch seine Pilotenausbildung war Judds umfangreiches Wissen unerlässlich wenn es darum ging, ob die Flugzeuge wirklich in der bestmöglichen Verfassung waren.

Nigel Lamb: “Ich kannte Adrian seit seinem Schulabschluss, als er gerade 18 Jahre alt war und die Hangars kehren musste. An den Wochenenden hat er das Benzin geliefert. Er hat immer hart und mehr als seine vorgeschriebenen Stunden gearbeitet. Über die vielen Jahre hatte sich zwischen uns eine tiefe Freundschaft entwickelt. Er war immer einer meiner Helden. Ihn zu verlieren, ist sehr schmerzlich. Er hatte sicher keine Vorstellung davon, wie sehr und wie viele Menschen er mit seiner positiven Art beeinflusst hat. Er war einmalig, und ich hegte den größten Respekt für ihn. Es wird eine Weile dauern, bevor mir dieser Verlust wirklich bewusst wird. Meine Gedanken sind jetzt bei seiner Frau Sharon und seinen Töchtern.“

Paul Bonhomme: “Er war einfach einer der Besten und der ehrlichste Mensch, dem ich je begegnet bin. Er war nicht nur ein Geschäftspartner, sondern auch ein Freund. Und er war durch und durch ehrlich. Meine letzte Erinnerung an Adrian ist, als ich ein Interview führen musste, bei dem absolute Ruhe herrschen sollte. Er fuhr gerade auf einem Quad an meinem Hangar vorbei und der Auspuff machte einen Höllenlärm. Adrian hielt vor dem nächsten Hangar, dem von Hannes, an und ich rief ihm zu, er solle doch das blöde Ding ausmachen. Es gab viel Gelächter und ehe ich mich versah, fuhr er wieder an mir vorbei – diesmal rückwärts und ohne den Motor anzumachen. Hannes hatte ihn an mir vorbei geschoben und die beiden lachten sich nur kaputt.“

Hannes Arch: “Ich habe Adrian das Training am Freitag gewidmet, und ich glaube, jeder hat so gefühlt. Es ist für ihn, in seinem Gedenken und für das Air Racing.“

Aviation Direktor Heinz Moeller: “Er war ein sehr erfolgreicher Luftfahrt-Ingenieur, hatte sich alles selbst beigebracht. Judd war ein weithin bekannter und respektierter Mann, verfügte über ein riesiges Fachwissen und tiefe Kenntnis der Materie in Sachen Luftfahrt. Man konnte ihm voll vertrauen, er war immer geradeaus und hatte ein großes Herz.“

Judd kam 2005 durch Nigel Lamb zum Red Bull Air Race. Er arbeitete zum ersten Mal beim Longleat-Rennen als Techniker für den Briten, nachdem er dessen Kunstflug-Maschinen mehr als 20 Jahre lang gewartet hatte. Durch seine Erfahrung und sein umfangreiches Wissen über Kleinflugzeuge mit hoher PS-Leistung war er – als sich das Air Race weiterentwickelte – die natürliche Wahl als Technischer Direktor und damit als letzte Instanz in Sachen Vorschriften und Regelements.

Team Besenyei presents new Corvus Racer

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WINDSOR, Ontario – Endlich hat das lange Warten ein Ende: Nach zwei Jahren Wartezeit und der Freigabe durch die zivile Luftfahrtbehörde Kanadas in Lachute (Quebec) zu Wochenbeginn, erhielt Red Bull Air Race-Pilot Peter Besenyei aus Ungarn am Mittwoch die offizielle Genehmigung des Technischen Direktors Adrian Judd, seinen neuen Corvus Racer beim Rennen in Windsor am 5./6. Juni einzusetzen.

„Wir haben die Genehmigung für die Rennmaschine erteilt“, erklärte Judd. „Es hat alle technischen Voraussetzungen der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft erfüllt und kann daher beim Rennen in Windsor an den Start gebracht werden.“ Besenyei zeigte sich überaus zufrieden über das Handling der neuen Maschine, war jedoch ein klein wenig besorgt über das Gewicht des PS-starken Motors. „Das Flugzeug selbst ist wirklich klasse und einfach zu manövrieren. Der Motor, der auf dem Papier mehr PS bringt, besitzt allerdings ein großes Gewicht. Unser Hauptproblem ist, dass wir ganze 34 kg über dem Minimalgewicht liegen. Und das ist eine Menge. Vielleicht wäre ein leichterer Motor mit weniger PS besser. Na, wir werden sehen…“

Der erste offizielle Flug vom Lachute Flughafen im Nordwesten Montreals markierte einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft. Derzeit haben die Piloten die Wahl zwischen zwei offiziell zugelassenen Flugzeugen, der Edge 540 sowie der MXS-R. Aber die Weiterentwicklung und das Wachstum auf dem Luftfahrtsektor beruht gerade auf dem Fortschritt in Sachen Design und Technologie. Die Einführung des Corvus Racer ist daher auf vielen verschiedenen Ebenen ein besonderes Ereignis und damit wird auch ein neues Kapitel in der Geschichte des sich immer weiter entwickelnden Red Bull Air Race geschrieben.

„Die Freigabe einer neuen Rennmaschine ist schon ganz schön aufregend und für uns als Renn-Organisation auch eine Herausforderung, da wir uns mit einem kompletten Entwicklungsprozess auseinandersetzen müssen“, erklärt Ralf Kretzschmar, Entwicklungs- und Forschungsmanager beim Red Bull Air Race. „Und jetzt, zwei Jahre nachdem uns diese Idee zum ersten Mal präsentiert wurde, ist die Maschine bereit, in die Luft zu gehen. Man hatte darauf gehofft, dass Peter Besenyei den Corvus Racer bereits beim Auftaktrennen der Saison 2009 hätte fliegen können. Aber Adrian Judd und mir war klar, dass es nicht wirklich möglich ist, ein Rennflugzeug der Unlimited Kategorie in nur neun Monaten zu bauen und die entsprechende Freigabe zu erhalten. Gerade der Genehmigungsprozess kann lange dauern.“

Genehmigung knapp vor dem Rennen

Der Corvus Racer ist die erste Rennmaschine ohne Eintrag beim US Flugzeugregister, das alle Registrierungscodes mit dem Buchstaben „N“ vergibt. Stattdessen beginnt der Registrierungscode mit dem Buchstaben „C“, da es in Kanada nur wenige Tage vor dem Rennen in Windsor eingetragen wurde.

Ursprünglich geplant, beim Auftaktrennen 2009 in den Parcours zu gehen, hat Besenyei zwei Jahre für das Design und den Bau des Corvus Racer gebraucht. Während dieser langen Wartezeit auf die Genehmigung sowie dem Ende der Testreihen, sah er sein Potenzial auf einen WM-Erfolg schon dahinschwinden. Derzeit belegt er nach drei Rennen im Gesamtklassement den neunten Platz. Die Genehmigung des Corvus Racer kommt daher zu einem für ihn sehr wichtigen Zeitpunkt.

Mit Blick auf die neue Rennmaschine ist Besenyei sehr zuversichtlich. „Zuerst haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir die Motorleistung verbessern könnten. Aber da sind uns einfach natürliche Grenzen gesetzt. Dann haben wir uns gedacht, wenn wir schon den Motor nicht weiter aufmotzen können, dann vielleicht das Flugwerk – mit schöneren Linien und weniger Luftwiderstand. Und ja, wir hoffen in der Tat, dass diese Maschine im Parcours schnell sein wird. Wir haben beim Bau der Flügel auf eine neue Technologie vertraut und dazu ein paar neue Ideen eingebracht, wie zum Beispiel beim HECKRAD/TAILWHEEL oder auch bei der Aufhängung einiger Instrumente. Auch die Form des Rumpfes und das Kabinendach sind im Vergleich zu anderen Rennmaschinen komplett anders.“

Aufgrund seines riesigen Erfahrungsschatzes in Bezug auf die Edge 540, der karbonfiberverstärkten MXS-R und der inzwischen nicht mehr eingesetzten Extra 300SR, konnte Besenyei den Herstellern unschätzbares Feedback beim Bau der ultimativen WM-Rennmaschine geben. Mit einem Design – so stromlinienförmig wie möglich – um den Luftwiderstand zu mindern und die aerodynamische Effizienz zu erhöhen, ist der Corvus Racer in seiner Bauart der Edge 540 sehr ähnlich. Er besteht aus einem karbonfaserverkleideten Stahlrohr-Rumpf. Der für das Rennen in Windsor eingebaute Motor wird ein Thunderbolt-getunter Lycoming sein.

Seit Beginn dieses Jahres wurden bei unzähligen Testflügen kontinuierlich weitere Anpassungen und Modifikationen am Prototyp vorgenommen. Besenyei hat während der Testphase bereits mehr als 30 Flugstunden mit dem Corvus Racer absolviert und konnte dabei bis ins letzte Detail alles für seinen historischen Jungfernflug vorbereiten.

„Die Rennmaschine konnte noch weiter verbessert werden“, erklärt Besenyei. „Eigentlich war das Flugzeug schon über ein Jahr flugbereit, aber die Designer sind der Meinung, das es nie fertig werden wird – sie wollen es einfach immer weiter verbessern. Das ist für mich und den Sport zweifellos klasse. Die Rennmaschine ist vielversprechend, aber wir müssen erst einmal abwarten, welche Leistung sie im Parcours bringt.“

Um sicherzustellen, dass jede neue Rennmaschine bei der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft an den Start gehen kann, muss ein entsprechend autorisierter Pilot – in diesem Fall war das der frühere Rennpilot Steve Jones – das neue Flugzeug nach der offiziellen Genehmigung „auf Herz und Nieren“ prüfen. „Steve bewertet dabei hauptsächlich die Gesamtleistung, das Handling und er bringt die Maschine bis an ihr von den Herstellern angegebenes Limit mit Blick auf ihre maximale Schnelligkeit und die G-Kräfte“, erklärt Kretzschmar. „Und dann müssen Adrian und ich einfach nur noch sicherstellen, dass alles für ein Red Bull Air Race-Rennen Wichtige richtig eingebaut ist, bevor das offizielle Renntraining beginnen kann. Peter hat bereits in Ungarn eine Menge Flugerfahrung mit dem Corvus Racer sammeln können, fast schon 40 Flugstunden insgesamt. In Übereinstimmung mit den Bestimmungen der FAA (Federal Aviation Administration, der US-Luftfahrtbehörde) werden für die Phase zwei eines Prototyps 40 Flugstunden verlangt. Und in Sachen Funktionssicherheit macht es Sinn, dass die neue Rennmaschine so viel wie möglich geflogen worden ist.“

Glanz früherer Zeiten

In dieser WM-Saison ist Besenyei bisher mit seiner MXS-R an den Start gegangen. Aber auch mit einem in Perth eingebauten, aufgerüsteten Motor war er nicht in der Lage, seine Position im oberen Teil des Gesamtklassements zu halten. Auf einen vielversprechenden Start in Abu Dhabi, als er mit einem dritten Rang auf dem Siegespodest landete, folgten dann enttäuschende zehnte und elfte Plätze bei den Rennen in Perth und Rio de Janeiro.

Besenyei legt kurz vor Halbzeit der WM-Saison all seine Hoffnungen auf seine aufregend neue Rennmaschine. Der Ungar, der in den Jahren 2005 und 2006 jeweils Vize-Weltmeister wurde – musste der Realität Rechnung tragen, dass bei diesem „Spiel“ nicht allein das Geschick des Piloten ein Garant für Erfolg ist. Der gradlinige Veteran im Red Bull Air Race „Geschäft“ hat daher einen eher radikalen Ansatz gewählt und hofft stark darauf, dass sich sein Vabanque-Spiel mit dem neuem Corvus Racer auch in Erfolge ummünzen lässt.

Man hofft darauf, dass mit der Kombination eines speziell für Rennen getunten Motors und eines extrem stromlinienförmiges Flugwerks Peter Besenyei nun die richtige Maschine als Ergänzung für sein unbestrittenes Können als Pilot gefunden hat. Daher werden sich bei seinem ersten Rennen im Corvus Racer alle Augen auf den Piloten aus Ungarn richten – und er wird mit Sicherheit erfahren, ob sich seine zwei Jahre lange Wartezeit tatsächlich gelohnt hat.