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Die Faszination fürs Fliegen umspannt die Welt und ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Dass fast alle Entwicklungen der Fliegerei in Deutschland in Hessen ihren Ursprung haben, wissen nur wenige.
Hessen war immer das Fliegerland Nummer eins in Deutschland. Das begann bereits 1785 mit der ersten Ballonfahrt über deutschem Boden, die Jean-Pierre Blanchard von Frankfurt nach Weilburg führte. Die erste große Luftfahrtmesse der Welt fand 1909 in Frankfurt statt. Ob Ballonfahrt, Segel- oder Motorflug, ob Freizeitsport oder Linienflug: Tüftler, Visionäre und Pioniere haben in Hessen eifrig mitgewirkt.
Wenn Ralf Kremer bei der Luftschiffparade auf dem Kronenhof in Bad Homburg seinen Zeppelin aufbaut, dann bewegt er sich in historischer Mission. Genau 100 Jahre zuvor hat Kaiser Wilhelm II. auf demselben Acker die erste Luftschiffparade abgenommen, bei der die damals besten Luftschiffe präsentiert wurden. Ab den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das zentrale Frankfurt Start- und Landeort für die großen Überseefahrten der Zeppeline – als weltweit erstes Drehkreuz im internationalen Luftverkehr. Auf der Wasserkuppe hält Josef Kurz die Tradition der Segelflieger hoch. Hessens höchster Berg gilt als Wiege des Segelfluges.
Ab 1911 begannen Schüler und Studenten aus Darmstadt hier mit Segelflugversuchen, bei denen sie die Erkenntnisse von Otto Lilienthal in die Praxis umsetzten und perfektionierten. Josef Kurz fliegt seit Jahrzehnten auf der Wasserkuppe. Sein größter Traum war immer, einen „Habicht“ nachzubauen – das legendäre Segelflugzeug aus den dreißiger Jahren, von dem kein einziges Exemplar erhalten blieb. In jahrelanger mühseliger Tüftelei hat sich Josef Kurz diesen Traum erfüllt. So gleitet sein detailgenauer Nachbau des „Habichts“ wieder majestätisch über die Rhön. Auch im Motorflug hatten Hessen die Nase vorne. August Euler gründete in Darmstadt im Jahr 1908 den ersten Flugplatz und die erste Flugzeugfabrik in Deutschland und erwarb hier zwei Jahre später die erste deutsche Pilotenlizenz für Motorflug. Auch in Kassel wurde Fluggeschichte geschrieben, denn Kunstflugweltmeister Gerhard Fieseler baute in seinem Flugzeugwerk den berühmten „Fieseler Storch“, der als Sanitätsflugzeug im Zweiten Weltkrieg vielen Soldaten das Leben rettete. Überall in Hessen wird geflogen, größere Ereignisse gibt es alljährlich auf der Wasserkuppe bei den Segelfliegern, in Bad Homburg und Weilburg bei Ballon- und Luftschifffahrern und täglich auf dem Frankfurter Flughafen, der schon früh eine wichtige Rolle gespielt hat: Hier waren die großen Zeppeline stationiert, hier wurde die Lufthansa gegründet, hier starten heute noch die größten Flugzeuge. hr-Autor Peter Gerhardt hat Menschen in Hessen getroffen, die begeistert sind von der Fliegerei, die alte Flugzeuge in jahrelanger Tüftelei wieder flott machen oder einfach nur fasziniert sind, wie der Historiker John Provan, der alles rund um Zeppeline sammelt und ein begeisterter Fachmann geworden ist.