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Red Bull Air Race: 50. Rennen für Bonhomme und Besenyei

Peter Besenyei aus Ungarn und der Brite Paul Bonhomme werden auf dem EuroSpeedway in Deutschland ein besonderes Jubiläum feiern – ihr 50. Rennen in der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft.

Die beiden alten Hasen haben seit der Gründung der WM-Serie 2003 kein einziges Rennen ausgelassen. Und die beiden verfügen wohl nicht nur über den elegantesten Flugstil, sie gehören auch zu den erfolgreichsten Piloten im Circuit: Bonhomme, Weltmeister 2009, verbuchte in diesen 49 Rennen 13 Siege sowie 25 Podiumsplätze während Besenyei, der 2003 den WM-Titel holte sowie in den Jahren 2004, 2005 und 2006 jeweils WM-Zweiter wurde, insgesamt acht Siege und 22 Podiumsplätze feiern konnte.

„Ich habe einige wirklich besondere Momente durchlebt – ganz besonders bei den Siegen“, so der 54-jährige Besenyei, der seit 2001 viel für die Weiterentwicklung dieses Sports, der dann 2003 mit zwei Rennen aus der Taufe gehoben wurde, getan hat. „Zuerst hätte ich mir nie träumen lassen, dass die Rennen in der Tat so erfolgreich werden würden. Anfangs war ich immer froh, wenn das Rennen vorbei und die letzte Rennmaschine wieder sicher am Boden gelandet war. Einfach, wenn alles gut gelaufen ist. Es ist schon klasse, dass wir in den ganzen Jahren nie einen ersthaften Vorfall zu verzeichnen hatten. Das macht mich sehr glücklich, und es ist schön, dies so im Gedächtnis zu behalten. Die Rennen sind ein großer Erfolg für alle.“

Der in Ungarn als Nationalheld gefeierte Besenyei war der erste Pilot, der 2001 mit seiner Rennmaschine kopfüber unter der berühmten Kettenbrücke in Budapest hindurchgeflogen ist. Er hätte sich nach den ersten beiden Rennen 2003 in Zeltweg (Österreich) und Budapest nie vorstellen können, dass einmal bis zu einer Millionen Menschen die Events hautnah verfolgen würden – wie zum Beispiel in Rio de Janeiro. Auch bei den anderen Locations, Budapest, Barcelona oder Porto, waren mehr als eine halbe Millionen Motorsportfans direkt an der Rennstrecke. „Ich habe mich immer auf den sportlichen Wettkampf selbst konzentriert. Und ich bin mir sicher, dass sich niemand diesen enormen Erfolg der Serie hätte träumen lassen“, erklärt Besenyei.

In dieser ersten Saison gingen sechs Piloten – darunter der Brite Steve Jones, Alejandro Mclean (Spanien), der Deutsche Klaus Schrodt und Jurgis Kairys (Litauen) – an den Start. Besenyei gewann beide Rennen in Österreich und Ungarn. Der US-Pilot Kirby Chambliss stieß 2003 zum zweiten Rennen in Budapest dazu. Während also sowohl Chambliss und Maclean einige wenige Rennen in den Anfangsjahren ausließen, waren Bonhomme und Besenyei bei jedem einzelnen Rennen am Start.

Im Jahr 2003 wurden zwei Rennen, ein Jahr später drei Rennen ausgetragen. 2005 wurde die WM-Serie dann mit insgesamt sieben Stationen offiziell aus der Taufe gehoben. 2006 umfasste die Weltmeisterschaft acht Rennen, 2007 insgesamt zehn, 2008 waren es wieder acht Rennen. Und 2009 und 2010 waren es jeweils sechs Stationen.

Die große dominierende Kraft – Paul Bonhomme

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Paul Bonhomme (C) Red Bull

Bonhomme, der vor dem Abschlussrennen der Saison auf dem EuroSpeedway in der Lausitz einen Vorsprung von fünf Punkten hat, war in den vergangenen vier Jahren der dominierende Pilot der WM-Serie. Einen WM-Titel hat er bereits in der Tasche, und den zweiten scheint er sich in Deutschland holen zu können. 2007 und 2008 landete er jeweils auf dem zweiten Platz, in den ersten beiden Jahren der WM-Serie gehörte er eigentlich mehr zum Mittelfeld, beendete die Saison 2005 auf dem fünften Platz und 2006 auf dem vierten Platz des Gesamtklassements. Nach seinem ersten Rennen 2003 in Österreich hätte auch er sich nie träumen lassen, dass die WM-Serie einmal einen so großen Erfolg feiern würde.

„Ich hätte nie geglaubt, dass wir einmal das 50. Rennen austragen“, so Bonhomme „und hatte überhaupt keine Vorstellung davon, wo wir einmal landen würden.“ Aber der Brite, der zu den selbstkritischsten und anspruchsvollsten Piloten der WM-Serie gehört, merkt an: „Ich glaube nicht, dass wir bereits das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Es gibt immer noch so viele Verbesserungsmöglichkeiten, diesen Sport zu einem wahrhaft internationalen Sport machen zu können.“

Bonhomme setzt inzwischen auf eine Edge 540, in den früheren Rennen war es eine andere Maschine. „Ich saß in einer Sukhoi 26, und ich habe Blut und Wasser geschwitzt. Das war zwar das perfekte Flugzeug für die Aeorbatik, aber völlig ungeeignet für die Rennen”, erinnert sich der Brite.

Seither hat Bonhomme einige Rekorde in Sachen Beständigkeit gebrochen – inklusive des Rekords, in den vergangenen zwölf Rennen jeweils auf dem Podest gelandet zu sein. Um genau zu sein, seit dem Saison-Abschlussrennen 2008. Und jetzt hofft er natürlich auf die „13“ am 7./8. August in der Lausitz. “Ein Rennen zu gewinnen, ist für mich immer der schönste Moment. Aus irgendeinem Grund kann ich mich auch nur an diese Rennen erinnern…“, so Bonhomme.

Nur zögernd legt sich Bonhomme bei seinen bisherigen 13 Siegen auf einen fest, der für ihn besondere Bedeutung hat. Nach einigem Bohren und Drängen jedoch gibt der Brite zu, dass der Sieg beim Finale 2009 in Spanien, als er den Angriff des Österreichers Hannes Arch auf den WM-Titel abwehren konnte, wahrscheinlich der für ihn unvergesslichste Moment war.

Besenyeis lange Reihe an Flugzeugen

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Peter Besenyei (C) Red Bull

Auch Besenyei, der mit seinem dritten Platz beim Auftaktrennen 2010 in Abu Dhabi zum letzten Mal in dieser Saison einen Podiumsplatz erreichte, hat viele schöne Erinnerungen. Der Ungar war bei diesem Motorsport die treibende Kraft hinter vielen Verbesserungen in Sachen Technologie und hat im Grunde bereits jedes Flugzeug manövriert, das bei den Rennen überhaupt an den Start gegangen ist: eine Edge 540, eine Extra 200S, eine MXS-R und nunmehr seine letzte Errungenschaft – der Corvus Racer.

“Die vielen verschiedenen Veränderungen in den vergangenen Jahren haben den gesamten Sport viel interessanter gemacht. Und das ist gut so“, erklärt Besenyei. „In jedem Sport gibt es eine Vorwärtsbewegung, wenn der Konkurrenzgedanke bei diesen Entwicklungen eine Rolle spielt.“

Bonhomme teilt Besenyeis Meinung, gibt aber zu bedenken, dass es noch einen anderen Aspekt dabei gibt – die Möglichkeit, immer weiter dazu zu lernen und sich zu verbessern. Ein Aspekt, der dem Briten besonders am Herzen liegt. Als er 2007 beim Rennen in Istanbul einen Pylonen touchierte, war dies für ihn ein überaus wichtiger Lernprozess. „Das hat mir in vielerlei Hinsicht erst richtig die Augen geöffnet. Ich habe mich jedoch von dieser Erfahrung erholt und daraus gelernt. Das war wohl das Beste, was mir passieren konnte.“

Team Besenyei presents new Corvus Racer

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WINDSOR, Ontario – Endlich hat das lange Warten ein Ende: Nach zwei Jahren Wartezeit und der Freigabe durch die zivile Luftfahrtbehörde Kanadas in Lachute (Quebec) zu Wochenbeginn, erhielt Red Bull Air Race-Pilot Peter Besenyei aus Ungarn am Mittwoch die offizielle Genehmigung des Technischen Direktors Adrian Judd, seinen neuen Corvus Racer beim Rennen in Windsor am 5./6. Juni einzusetzen.

„Wir haben die Genehmigung für die Rennmaschine erteilt“, erklärte Judd. „Es hat alle technischen Voraussetzungen der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft erfüllt und kann daher beim Rennen in Windsor an den Start gebracht werden.“ Besenyei zeigte sich überaus zufrieden über das Handling der neuen Maschine, war jedoch ein klein wenig besorgt über das Gewicht des PS-starken Motors. „Das Flugzeug selbst ist wirklich klasse und einfach zu manövrieren. Der Motor, der auf dem Papier mehr PS bringt, besitzt allerdings ein großes Gewicht. Unser Hauptproblem ist, dass wir ganze 34 kg über dem Minimalgewicht liegen. Und das ist eine Menge. Vielleicht wäre ein leichterer Motor mit weniger PS besser. Na, wir werden sehen…“

Der erste offizielle Flug vom Lachute Flughafen im Nordwesten Montreals markierte einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft. Derzeit haben die Piloten die Wahl zwischen zwei offiziell zugelassenen Flugzeugen, der Edge 540 sowie der MXS-R. Aber die Weiterentwicklung und das Wachstum auf dem Luftfahrtsektor beruht gerade auf dem Fortschritt in Sachen Design und Technologie. Die Einführung des Corvus Racer ist daher auf vielen verschiedenen Ebenen ein besonderes Ereignis und damit wird auch ein neues Kapitel in der Geschichte des sich immer weiter entwickelnden Red Bull Air Race geschrieben.

„Die Freigabe einer neuen Rennmaschine ist schon ganz schön aufregend und für uns als Renn-Organisation auch eine Herausforderung, da wir uns mit einem kompletten Entwicklungsprozess auseinandersetzen müssen“, erklärt Ralf Kretzschmar, Entwicklungs- und Forschungsmanager beim Red Bull Air Race. „Und jetzt, zwei Jahre nachdem uns diese Idee zum ersten Mal präsentiert wurde, ist die Maschine bereit, in die Luft zu gehen. Man hatte darauf gehofft, dass Peter Besenyei den Corvus Racer bereits beim Auftaktrennen der Saison 2009 hätte fliegen können. Aber Adrian Judd und mir war klar, dass es nicht wirklich möglich ist, ein Rennflugzeug der Unlimited Kategorie in nur neun Monaten zu bauen und die entsprechende Freigabe zu erhalten. Gerade der Genehmigungsprozess kann lange dauern.“

Genehmigung knapp vor dem Rennen

Der Corvus Racer ist die erste Rennmaschine ohne Eintrag beim US Flugzeugregister, das alle Registrierungscodes mit dem Buchstaben „N“ vergibt. Stattdessen beginnt der Registrierungscode mit dem Buchstaben „C“, da es in Kanada nur wenige Tage vor dem Rennen in Windsor eingetragen wurde.

Ursprünglich geplant, beim Auftaktrennen 2009 in den Parcours zu gehen, hat Besenyei zwei Jahre für das Design und den Bau des Corvus Racer gebraucht. Während dieser langen Wartezeit auf die Genehmigung sowie dem Ende der Testreihen, sah er sein Potenzial auf einen WM-Erfolg schon dahinschwinden. Derzeit belegt er nach drei Rennen im Gesamtklassement den neunten Platz. Die Genehmigung des Corvus Racer kommt daher zu einem für ihn sehr wichtigen Zeitpunkt.

Mit Blick auf die neue Rennmaschine ist Besenyei sehr zuversichtlich. „Zuerst haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir die Motorleistung verbessern könnten. Aber da sind uns einfach natürliche Grenzen gesetzt. Dann haben wir uns gedacht, wenn wir schon den Motor nicht weiter aufmotzen können, dann vielleicht das Flugwerk – mit schöneren Linien und weniger Luftwiderstand. Und ja, wir hoffen in der Tat, dass diese Maschine im Parcours schnell sein wird. Wir haben beim Bau der Flügel auf eine neue Technologie vertraut und dazu ein paar neue Ideen eingebracht, wie zum Beispiel beim HECKRAD/TAILWHEEL oder auch bei der Aufhängung einiger Instrumente. Auch die Form des Rumpfes und das Kabinendach sind im Vergleich zu anderen Rennmaschinen komplett anders.“

Aufgrund seines riesigen Erfahrungsschatzes in Bezug auf die Edge 540, der karbonfiberverstärkten MXS-R und der inzwischen nicht mehr eingesetzten Extra 300SR, konnte Besenyei den Herstellern unschätzbares Feedback beim Bau der ultimativen WM-Rennmaschine geben. Mit einem Design – so stromlinienförmig wie möglich – um den Luftwiderstand zu mindern und die aerodynamische Effizienz zu erhöhen, ist der Corvus Racer in seiner Bauart der Edge 540 sehr ähnlich. Er besteht aus einem karbonfaserverkleideten Stahlrohr-Rumpf. Der für das Rennen in Windsor eingebaute Motor wird ein Thunderbolt-getunter Lycoming sein.

Seit Beginn dieses Jahres wurden bei unzähligen Testflügen kontinuierlich weitere Anpassungen und Modifikationen am Prototyp vorgenommen. Besenyei hat während der Testphase bereits mehr als 30 Flugstunden mit dem Corvus Racer absolviert und konnte dabei bis ins letzte Detail alles für seinen historischen Jungfernflug vorbereiten.

„Die Rennmaschine konnte noch weiter verbessert werden“, erklärt Besenyei. „Eigentlich war das Flugzeug schon über ein Jahr flugbereit, aber die Designer sind der Meinung, das es nie fertig werden wird – sie wollen es einfach immer weiter verbessern. Das ist für mich und den Sport zweifellos klasse. Die Rennmaschine ist vielversprechend, aber wir müssen erst einmal abwarten, welche Leistung sie im Parcours bringt.“

Um sicherzustellen, dass jede neue Rennmaschine bei der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft an den Start gehen kann, muss ein entsprechend autorisierter Pilot – in diesem Fall war das der frühere Rennpilot Steve Jones – das neue Flugzeug nach der offiziellen Genehmigung „auf Herz und Nieren“ prüfen. „Steve bewertet dabei hauptsächlich die Gesamtleistung, das Handling und er bringt die Maschine bis an ihr von den Herstellern angegebenes Limit mit Blick auf ihre maximale Schnelligkeit und die G-Kräfte“, erklärt Kretzschmar. „Und dann müssen Adrian und ich einfach nur noch sicherstellen, dass alles für ein Red Bull Air Race-Rennen Wichtige richtig eingebaut ist, bevor das offizielle Renntraining beginnen kann. Peter hat bereits in Ungarn eine Menge Flugerfahrung mit dem Corvus Racer sammeln können, fast schon 40 Flugstunden insgesamt. In Übereinstimmung mit den Bestimmungen der FAA (Federal Aviation Administration, der US-Luftfahrtbehörde) werden für die Phase zwei eines Prototyps 40 Flugstunden verlangt. Und in Sachen Funktionssicherheit macht es Sinn, dass die neue Rennmaschine so viel wie möglich geflogen worden ist.“

Glanz früherer Zeiten

In dieser WM-Saison ist Besenyei bisher mit seiner MXS-R an den Start gegangen. Aber auch mit einem in Perth eingebauten, aufgerüsteten Motor war er nicht in der Lage, seine Position im oberen Teil des Gesamtklassements zu halten. Auf einen vielversprechenden Start in Abu Dhabi, als er mit einem dritten Rang auf dem Siegespodest landete, folgten dann enttäuschende zehnte und elfte Plätze bei den Rennen in Perth und Rio de Janeiro.

Besenyei legt kurz vor Halbzeit der WM-Saison all seine Hoffnungen auf seine aufregend neue Rennmaschine. Der Ungar, der in den Jahren 2005 und 2006 jeweils Vize-Weltmeister wurde – musste der Realität Rechnung tragen, dass bei diesem „Spiel“ nicht allein das Geschick des Piloten ein Garant für Erfolg ist. Der gradlinige Veteran im Red Bull Air Race „Geschäft“ hat daher einen eher radikalen Ansatz gewählt und hofft stark darauf, dass sich sein Vabanque-Spiel mit dem neuem Corvus Racer auch in Erfolge ummünzen lässt.

Man hofft darauf, dass mit der Kombination eines speziell für Rennen getunten Motors und eines extrem stromlinienförmiges Flugwerks Peter Besenyei nun die richtige Maschine als Ergänzung für sein unbestrittenes Können als Pilot gefunden hat. Daher werden sich bei seinem ersten Rennen im Corvus Racer alle Augen auf den Piloten aus Ungarn richten – und er wird mit Sicherheit erfahren, ob sich seine zwei Jahre lange Wartezeit tatsächlich gelohnt hat.